Durchfall - wenn der Darm Sie im Stich lässt

 

Durchfall ist eine der weltweit verbreitetsten Gesundheitsstörungen überhaupt. Allein in Deutschland "erwischt" es jeden dritten Erwachsenen mindestens einmal im Jahr.

Die Verdauungsstörung hat viele Auslöser: Ungewohntes Essen, Stress, Alkohol im übermaß, Nahrungsmittelallergien oder Medikamente gehören dazu. Aber natürlich können auch Infektionen, beispielsweise eine Magen-Darm-Grippe, den Verdauungsapparat aus dem Takt bringen.

Der "Flotte Otto", wie Durchfall im Volksmund genannt wird, ist in der Regel nicht bedrohlich. Meist hält er nur wenige Tage an und verschwindet dann von selbst wieder. Das ist wohl auch der Grund, warum viele Betroffenen das Problem nicht so ernst nehmen. Die wenigsten jedenfalls suchen einen Arzt auf, sondern behandeln sich selbst.

Dabei wird eine Gefahr allerdings unterschätzt: Durchfall ist häufig mit hohen Wasser- und Elektrolytverlusten verbunden. Bei ansonsten gesunden Erwachsenen kann dies zu Kreislaufstörungen führen. Säuglinge und Kleinkinder sowie ältere Menschen können sogar - da sie zumeist weniger trinken - regelrecht "austrocknen".

Wird der Durchfall rechtzeitig und angemessen behandelt, lassen sich solche ernsthafte Komplikationen jedoch vermeiden.

Wann spricht man von Durchfall?

Die Stuhlgewohnheiten der Menschen sind sehr unterschiedlich. Aus medizinischer Sicht gilt ein Stuhlgang von dreimal täglich bis zu dreimal wöchentlich als normal. Wenn man an Durchfall - der sogenannten Diarrhö - leidet heißt das, dass die Nahrung nicht mehr vollständig verdaut und zu schnell Richtung "Ausgang" transportiert wird. Der Grund: Die geschädigte Darmschleimhaut sondert vermehrt Sekrete ab, wodurch der Darminhalt verflüssigt wird. Es kommt zu häufigen Stuhlentleerungen und Stuhl von verminderter Konsistenz. Zu den Begleiterscheinungen gehören krampfartige Bauchschmerzen und Blähungen. Ist der Durchfall auf eine Infektion zurückzuführen, kann außerdem Fieber auftreten.

In der Regel lassen die Symptome nach 2 bis 3 Tagen nach und verschwinden nach spätestens 5 bis 7 Tagen vollständig.

Das kann eine Durchfallerkrankung auslösen:

Virusinfektionen, vor allem im Winter, wenn unser Immunsystem ohnehin geschwächt ist.
Medikamente, zum Beispiel Antibiotika.
psychische Faktoren wie Stress (zum Beispiel im Job) oder Angst (zum Beispiel vor Prüfungen).
übermäßiger Alkohol- und Nikotinkonsum.
Nahrungsmittelallergien, etwa die Unverträglichkeit des Getreideeiweißes Gluten.
Infektionen mit Bakterien, häufig auf Reisen nach dem Genuss von verdorbenen Lebensmitteln, ungewaschenem Obst oder verschmutztem Trinkwasser.
Krankheiten, zum Beispiel Nierenbeckenentzündungen, können von Durchfall begleitet werden.

So helfen Sie sich selbst

Bei normalem Durchfall müssen Sie nicht sofort einen Arzt aufsuchen. Dennoch sollten Sie das Problem keinesfalls "aussitzen". Denn mit dem Flüssigkeitsverlust kann eine Unterversorgung mit Nährstoffen, Vitaminen und Mineralstoffen einhergehen. Entsprechend fühlen sich die Betroffenen müde und schwach, Kreislaufstörungen oder gar ein Kollaps sind mögliche Folgen. Ein umgehender Ausgleich der verloren gegangenen Stoffe ist daher geboten.

Salzstangen und Schokolade?

Alte Hausrezepte gegen Durchfall gibt es viele, am populärsten ist wohl die Kombination aus Salzstangen und Schokolade - nur leider ist sie völlig ungeeignet. Die hohe Konzentration an Zucker und Salz führt nämlich dazu, dass dem Körper Wasser entzogen und nicht, wie gewünscht, wieder zugeführt wird. Ebenfalls ungeeignet sind Milch, kohlensäure- und sorbithaltige Getränke.

Genau auf Ihren Bedarf abgestimmte Elektrolytlösungen erhalten Sie dagegen in Ihrer Apotheke. Wer mag, kann sich diese aber auch zu Hause selber herstellen: Lösen Sie dazu 1 Teelöffel Kochsalz und 2-3 Esslöffel Traubenzucker (im Notfall Haushaltszucker) in 1 Liter Wasser oder Tee (Kamillentee, Schwarzer Tee) auf. Trinken Sie über den Tag verteilt mindestens 2-3 Liter dieser Lösung.

über einen Zeitraum von 12 bis 24 Stunden steht in jedem Fall die Flüssigkeitszufuhr - sehr dienlich sind auch Kräutertees und stille Mineralwasser - im Vordergrund. Dann können Sie allmählich wieder feste Kost zu sich nehmen. Darmschonend sind

Zwieback, Toast, Knäckebrot
Kartoffelbrei, Möhrengemüse
geriebener Apfel, Bananenbrei
Magerquark oder ungesüßter, naturbelassener Joghurt

Halten Sie sich an diese Ernährungstipps, führen Sie Ihrem Körper ausreichend Nährstoffe zu, ohne ihn zu belasten. Wer diesen Ernährungsplan erweitern möchte, sollte sich zumindest an folgende Faustregel halten: Nicht zuviel Fett, nicht zuviel Eiweiß, nicht zuviel Zucker!

"Diätplan" für Säuglinge

Bei Kleinkindern und Säuglingen ist eine Behandlung in Eigenregie grundsätzlich nicht zu empfehlen. Sie verlieren sehr rasch soviel Flüssigkeit, dass eine ärztliche Begleitung bereits bei kurzem Krankheitsverlauf zu wünschen ist. Sollte dies - aus welchen Gründen auch immer - nicht möglich sein, sind schonende Maßnahmen zu ergreifen. Verfahren Sie am besten in folgenden Schritten:

  1. Bei Säuglingen wird bereits innerhalb der ersten sechs bis zehn Stunden nach Eintritt des Durchfalls der Ausgleich von Wasser- und Elektrolytverlusten notwendig. Sie erhalten in dieser Zeit vor jeder Stillmahlzeit eine entsprechende Ersatzlösung (aus Ihrer Apotheke). Abgestillte Babys dagegen können bereits eine sechsstündige Nahrungspause vertragen.
  2. Nach Verstreichen der Frist von sechs bis zehn Stunden werden Säuglinge weiter wie gewohnt gestillt, entwöhnte Babys (bis zum Alter von einem halben Jahr) erhalten die übliche Flaschennahrung, allerdings mit der doppelten Menge Wasser verdünnt. Wird diese Mahlzeit gut vertragen, kann die nächste Mahlzeit wieder wie üblich zubereitet werden. Abgestillte Babys über einem halben Jahr erhalten ihre Flaschennahrung wie oben beschrieben, als Beikost eignen sich Mohrrübensuppe, Bananenbrei, Reiseintopf und geriebener Apfel.
  3. Nach ein bis zwei Tagen erfolgt wieder eine normale Nahrungszufuhr.

Medikamente gegen Durchfall

In jedem Fall sollte die Behandlung einer Diarrhö so frühzeitig wie möglich beginnen. Zeigt eine "Schonkost" nicht den gewünschten Effekt, wenden Sie sich an Ihren Apotheker. Er kann Ihnen wirksam helfen:

Spezielle Hefe stabilisiert die natürliche Darmflora und stoppt die Vermehrung krankmachender Bakterien. Die Verträglichkeit ist sehr gut, sogar bei Kindern und Säuglingen. Ausgenommen sind Patienten mit einer Hefeallergie.
Die typische Darreichungsform sind Kapseln. Sie können vor der Anwendung geöffnet, und das enthaltene Pulver dann in Tee oder Wasser gelöst werden.

Der Wirkstoff Loperamid vermindert die Muskelbewegung des Darmes und normalisiert den Austausch von Wasser und Salzen. Entsprechende Medikamente stoppen den Durchfall zuverlässig. Die Anwendung sollte aber selbst bei akutem Durchfall nur kurzzeitig erfolgen. Grundsätzlich unterbleiben sollte der Einsatz bei

Durchfall und gleichzeitig hohem Fieber
blutigem Stuhlgang
Kindern unter 12 Jahren
Durchfall, der länger als zwei Tage anhält
Durchfall nach Antibiotikagabe

Dann sollten Sie zum Arzt:

Wenn sich Ihr Stuhlgang trotz Selbstbehandlung nicht spätestens nach fünf bis sieben Tagen wieder normalisiert hat, ist unbedingt ein Arzt aufzusuchen. Ob Ihr Flüssigkeitsverlust bereits gravierend ist, können Sie übrigens mit einem einfachen Hauttest selbst prüfen. Nehmen Sie eine Hautfalte zwischen Daumen und Zeigefinger. Nach dem Loslassen der Hautfalte sollte diese nicht länger als zwei Sekunden bestehen bleiben.

Bei Auftreten von Fieber (ab 38,5 Grad) oder Blut im Stuhl brauchen Sie schon vor Ablauf dieser Frist ärztlichen Rat.

"Montezumas Rache"

Im Urlaub sind viele Touristen nicht nur neugierig auf die fremde Kultur, sondern auch auf ungewohnte Gaumenfreuden. Doch nicht immer spielt die Gesundheit mit. Magen-Darm-Erkrankungen sind häufige Urlaubsbegleiter. Viele Beschwerden lassen sich allerdings vermeiden, wenn Sie als Reisende(r) beim Essen und Trinken einige Regeln beachten:

Essen Sie nur frisch zubereitete, gekochte oder durchgebratene Speisen. Achtung bei Fisch- und Muschelgerichten.
Verzichten Sie auf Obstsalate, essen Sie nur selbst geschältes Obst.
Meiden Sie Speiseeis, Sahnetorte, Milch.
Verwenden Sie nur abgekochtes Wasser.
Trinken Sie industriell abgefüllte Produkte. Achten Sie darauf, dass zum Beispiel Flaschen original verschlossen sind.
Verzichten Sie auf Eiswürfel.

Zur Prophylaxe sind Hefe-Präparate die Mittel der Wahl. Idealerweise beginnen Sie zwei Wochen vor Reiseantritt mit der Einnahme. Sollte es Sie trotz aller Vorsicht doch einmal "erwischen", vermindert der Wirkstoff Loperamid rasch die Beschwerden. Allerdings töten entsprechende Medikamente nicht die krankmachenden Keime ab. Das bleibt Aufgabe Ihres Immunsystems. Sollte der Durchfall nach Rückkehr aus dem Urlaub also anhalten, suchen Sie bitte unbedingt einen Arzt auf! Das gilt immer auch bei Auftreten von blutigem Durchfall.