Erhöhter Cholesterinspiegel (Hypercholesterinämie)

Was versteht man unter einem erhöhten Cholesterinspiegel?

Der Cholesterinspiegel gibt die Gesamtmenge an Cholesterin im Blut an, bestehend aus HDL- und >LDL-Cholesterin. Diese Menge wird in Milligramm pro Deziliter (mg/dl, alte Einheit) oder Millimol pro Liter (mmol/l, SI-Einheit) angegeben. Liegt der Cholesterinspiegel im Blut über 200 mg/dl bzw. 5,2 mmol/l, so gilt er als erhöht. LDL ist erhöht, wenn der Wert mehr als 150 mg/dl (3,9 mmol/l) beträgt. HDL-Cholesterin, auch als "gutes" Cholesterin bezeichnet, sollte nicht geringer als 40 mg/dl (1,0 mmol/l) im Blut sein. Diese Werte gelten für ansonst gesunde Personen. Bei Personen, die bereits eine Verkalkung der Gefäße haben, sollte das LDL-Cholesterin unter 100 mg/dl liegen.>

Cholesterin gehört zur Gruppe der Fette im Körper. Es ist zusammen mit einer anderen Fettart, den Triglyzeriden, wichtiger Bestandteil der Zellmembranen, die jede Zelle des Körpers umgeben. Außerdem ist es Grundbaustein für einige lebenswichtige Hormone und spielt eine entscheidende Rolle im Energiehaushalt.

Die Leber stellt aus Cholesterin Gallensäuren her. Sie werden über die Gallenblase in den Darm entleert und spielen dort eine Rolle bei der Verdauung der aufgenommenen Fette.

Der Cholesterinspiegel hängt von der Cholesterinzufuhr über die Nahrung und von der Produktion von körpereigenem Cholesterin in der Leber ab. Im Blut ist das Cholesterin an bestimmte Proteine (Eiweißstoffe) gebunden. Diese Verbindungen ermöglichen den Transport der wasserunlöslichen Fette im Blut. Man nennt sie Lipoproteine, da sie aus Fett und Eiweiß bestehen. Entsprechend der Aufteilung von Fett- und Eiweißanteil spricht man von LDL, HDL und VLDL-Cholesterin.

Das LDL-Cholesterin ("schlechtes" Cholesterin) transportiert das Cholesterin von der Leber in die Gefäße. In den Gefäßen wird das LDL-Cholesterin abgelagert und führt zur Arteriosklerose.

Das HDL-Cholesterin ("gutes" Cholesterin) transportiert das Cholesterin von den Gefäßen in die Leber. Ein hoher HDL-Spiegel ist deshalb mit einem verminderten Arteriosklerose-Risiko verbunden.

Wie kommt es zu einem erhöhten Cholesterinspiegel?

Die Anfälligkeit für einen zu hohen Cholesterinspiegel kann vererbt werden. Die vererbte Anlage wird durch äußere Faktoren wie fettreiche Ernährung, Übergewicht und übermäßigen Alkoholkonsum verstärkt und führt so zu einem erhöhten Cholesterinspiegel (Hypercholesterinämie). Dies ist die häufigste Form der Hypercholesterinämie.

Einige der Betroffenen leiden an einem zu hohen Cholesterinspiegel, der ausschließlich auf Vererbung zurückzuführen ist. Das heißt: Der Cholesterinspiegel ist bei ihnen von Geburt an zu hoch. Die Krankheit muss medikamentös und mit Diät behandelt werden.

Der Cholesterinspiegel wird oft durch Cholesterinzufuhr (fettreiche Ernährung) erhöht. Alle Körperzellen haben einen "Fangarm" (Rezeptor), der Fettstoffe - unter anderem das LDL-Cholesterin - aus dem Blut "angelt". Bei Personen mit einer Veranlagung zu erhöhten Cholesterinwerten (familiärer Hypercholesterinämie) fehlen zahlreiche oder alle LDL-Rezeptoren. Dadurch kann das LDL-Cholesterin nicht ausreichend aus dem Blut gefiltert werden. In der Folge sammelt sich LDL-Cholesterin im Blut, der Cholesterinwert steigt.

Was sind die Symptome eines erhöhten Cholesterinspiegels?

Ein erhöhter Cholesterinspiegel im Blut verursacht akut keine Beschwerden. Ist der Blutspiegel jedoch auf Dauer erhöht, können schwerwiegende Erkrankungen die Folge sein:

Arteriosklerose (Arterienverkalkung): Die Gefäßverengung kann am Herzen zu Herzenge (Angina pectoris) oder im schlimmeren Fall zum Herzinfarkt führen. Die Arterienverkalkung kann auch das Bein betreffen und zur peripheren arteriellen Verschlusskrankheit ("Raucherbein") führen. Möglicherweise ist auch eine Arterie betroffen, die das Gehirn mit Blut und Sauerstoff versorgt. Ein Schlaganfall ist die Folge.

Cholesterinablagerungen in der Haut (kutane Xanthome) treten bevorzugt an den Augenlidern und den Zwischenfingerfalten auf. Diese Ablagerungen äußern sich in Form gelblicher Knötchen.

Cholesterinablagerungen in den Sehnen (Sehnenxanthome) treten bevorzugt an den Achillessehnen und Fingerstrecksehnen auf.

Wie stellt der Arzt die Diagnose?

Nach einem zwölfstündigen Fasten, also meistens morgens, wird eine Blutprobe zur Bestimmung der LDL-Cholesterin-, HDL-Cholesterin- und Triglycerid-Werte entnommen.

Durch Untersuchungen (Abhören der Herztöne, Fühlen des Pulses an Armen und Beinen, Dopplersonographie, Angiographie) kann der Arzt sich ein grobes Bild vom Verkalkungsgrad der Arterien machen.

Wie werden erhöhte Cholesterinwerte behandelt?

Zunächst ist es wichtig, durch eine entsprechende Diät und regelmäßige körperliche Bewegung den Cholesterinspiegel zu senken. Führt dies nicht zum Erfolg, so können vom Arzt auch entsprechende Medikamente verschrieben werden:

Eingesetzte Präparate sind HMG-CoA-Reduktase-Hemmer, auch CSE-Hemmer genannt. Sie hemmen die Eigenproduktion von LDL-Cholesterin und fördern dessen Aufnahme in Körperzellen. Dadurch sinkt der Cholesterinspiegel im Blut.

Weitere Präparate sind Anionenaustauscher. Sie binden Cholesterin im Darm und hemmen so dessen Aufnahme im Körper und somit im Blut.

Fibrate senken ebenfalls die Blutfettwerte, vor allem den Triglycerid- und Cholesterinspiegel. Die Wirkung beruht unter anderem auf der Aktivierung und auch Hemmung bestimmter Enzyme, die bei der Umwandlung und Entstehung der Blutfette eine wichtige Rolle spielen.

In seltenen Fällen wird eine Blutwäsche (Lipidapherese) durchgeführt, um das LDL-Cholesterin zu entfernen.

Durch eine Kombinationsbehandlung mit HMG-CoA-Reduktase-Hemmern, Anionenaustauschern und Diät können Sie den Cholesteringehalt im Blut um 30 bis 40 Prozent reduzieren.

Was können Sie selbst tun?

Ein erhöhter Cholesterinspiegel ist ein Risikofaktor für das Entstehen von Arterienverkalkung. Sie sollten daher auf einen geringen Cholesterinspiegel achten.

Eine gesunde Lebensweise kann das Gefahrenpotenzial senken:

Die meisten Experten raten zu cholesterin- und damit fettarmer Nahrung. Sie sollten generell weniger tierische Kost mit einem hohen Anteil an Cholesterin und gesättigten Fettsäuren essen. Empfohlen werden Lebensmittel mit wenigen gesättigten Fettsäuren wie Fisch und Geflügel sowie mehrfach ungesättigte Fettsäuren, wie sie z.B. in pflanzlichen Ölen enthalten sind. Auch Fischöle, die mehrfach ungesättigte Omega-3-Fettsäuren enthalten, sind empfehlenswert.

Zudem sollten Sie ballaststoffreiche Nahrungsmittel bevorzugen. Folgende Nahrungsmittel wirken sich günstig aus: Brot, Getreide, Kartoffeln, Früchte, Gemüse (möglichst als Salat oder Rohkost), mageres Fleisch und magere Wurstsorten, Fisch, Geflügel ohne Haut, Milch und Joghurt bis 1,5 Prozent Fett, Teigwaren ohne Eigelb und Hartweizen-Teigwaren.

Außerdem wird Olivenöl (einfach ungesättigte Fettsäuren) empfohlen oder pflanzliche Öle und Fette mit mehrfach ungesättigten Fettsäuren, z.B. Sonnenblumen- oder Distelöl. Meiden sollten Sie Eigelb, Butter, Sahne, Innereien, fettes Fleisch und fette Wurst, fetten Fisch wie Lachs und Aal, fettreiche Milch und Milchprodukte, Nüsse oder Süßwaren.

Auch die Zubereitung der Lebensmittel spielt eine Rolle, so ist z.B. gedünstete Nahrung fettärmer als gebratene.

Rotwein, in geringen Mengen genossen, vermindert die schädlichen Folgen des LDL-Cholesterins und erhöht den HDL-Cholesterinanteil ("gutes" Cholesterin).

Regelmäßige körperliche Bewegung führt ebenfalls zu einer LDL-Cholesterinsenkung und einer Erhöhung des HDL-Cholesterins.

 

Es ist sehr wichtig, mit dem Rauchen aufzuhören. Die Kombination Rauchen und hoher Cholesterinwert steigert das Risiko eines Herzinfarkts um das Vielfache.

Prognose

Der Verlauf der Erkrankung variiert stark. Oft sind die Krankheitsverläufe in einer Familie aber ähnlich. Die Heilungschancen sind gering.

Bei Menschen mit veranlagtem hohem Cholesterinspiegel ist das Risiko, an einem Herzinfarkt zu sterben, deutlich höher als bei solchen ohne diese Veranlagung.

Untersuchungen zeigen, dass 50 Prozent der Männer und 40 Prozent der Frauen mit familiärer Hypercholesterinämie schon ein Blutgerinnsel in den Herzkranzgefässen hatten, bevor sie das 60. Lebensjahr erreichen. Bei einem Drittel der Patienten mit erblich bedingten erhöhten Cholesterinwerten wurde die Erkrankung erst nach ihrem Tod festgestellt.